Im Vorwärtsgang Richtung Tor: Stürmer Ilhan Aslan lässt drei verdutzte Hillegosser stehen.

Instinkt-Fußballer Ilhan Aslan vom SC Hicret ist mit 23 Treffern der Top-Torjäger der Fußball-Kreisliga A

Mitunter gibt es diese »Sahnetage«, an denen einfach alles gelingen will. Ilhan Aslan (22) erwischte so eine Sternstunde im Kreisliga A-Nachholspiel gegen Amshausen. Beim 10:1-Sieg erzielte der Stürmer des SC Hicret binnen 69 Minuten rekordverdächtige acht Tore und hat mit nun 23 Treffern den »Ubbser« René Mowitz zum Halbserien-ende an der Spitze der Torjägerliste abgelöst.

»Gegen Amshausen war echt jeder Schuss ein Treffer. Das war schon ein Spiel mit Seltenheitswert«, staunt Aslan noch heute über seine abendliche Ausbeute an jenem 6. November. Und dankt artig seinen Mitspielern. Schließlich gehört der Strafraumstürmer zu jener Spezies Angreifer, die präzise »gefüttert« werden wollen. Hier tut sich sein Zwillingsbruder Ilker besonders hervor. »Mindestens die Hälfte meiner Tore verdanke ich seiner tollen Vorarbeit.«

23 Tore – und damit 50 Prozent der Hicret-Offensivbilanz – wecken natürlich Begehrlichkeiten anderer Klubs. Unter anderem der VfB Fichte wirbt massiv um die Gunst des Torjägers. »Ich bin da durchaus offen«, schmunzelt Ilhan Aslan. Hicret-Trainer Mehmet Ertunc ist froh, so einen Typen in seinem Kader zu haben. »Ilhan ist ein klasse Junge und spielt eine super Saison. Alle wissen, dass er nicht in diese Liga gehört. Ich traue ihm die Landesliga, auch die Westfalenliga zu.« Grundsätzlich würde er den Spieler im Winter ziehen lassen, damit der den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gehen kann. »Aber wir haben selbst was vor und wollen in der Hallen-Stadtmeisterschaft eine gute Rolle spielen. Mit seinen enormen Qualitäten ist Ilhan wie geschaffen für die Halle.« Ilhan Aslan selbst gibt die Qualifikation für das Endspiel der Hallentitelkämpfe als lohnenswertes Ziel aus.

Antrittsschnell, technisch versiert, wendig, schussstark, kaltschnäuzig: diese Attribute zeichnen Ilhan Aslan aus. Der weiß, dass ein Torjäger geduldig sein muss und hochkonzentriert, denn man muss damit rechnen, dass es jeden Moment passieren kann. Dass die Chance plötzlich da ist. Und dann will er zur Stelle sein. »70 Prozent Talent und 30 Prozent Arbeit« (Aslan) würden sich zu einem guten Stürmer addieren. Daher weiß der Sympathisant des FC Schalke 04 – familiär bedingt, Mutter Sevim stammt aus Gelsenkirchen – dass in ihm noch allerlei Potenzial schlummert. Schließlich fehlt dem Produktionshelfer wegen seiner Nachtschicht regelmäßiges Balltraining. »Ich gehe meist hinterher laufen, um fit zu bleiben.«

Der Strafraum ist Ilhan Aslans Revier. Dort nimmt er seine Witterung auf, immer auf der Suche nach Beute, nach dem Ball. Und wenn er dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht, macht einer wie er einfach das, was seine Position erfordert. Denken schadet dabei – es kostet unnötig Zeit. »Tore schießen ist eine Sache des Instinktes«, doziert Aslan. »Wer überlegt, wird oft scheitern. Der erste Gedanke ist in der Regel immer der Richtige.« 23 Mal hat er seine »Schatten« bislang düpieren können. Und zum Glück gehört Ergün Uludasdemir zu seinem Team. »Wenn es einen Abwehrmann gibt, gegen den ich möglichst nicht spielen möchte, dann ist es Ergün. Gut, dass er in meiner Mannschaft ist.«

Dass der SC Hicret nach der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte mit dem Doppelaufstieg seiner Herrenteams in die Kreisliga A und B dabei ist, neue Rekordmarken zu setzen, liegt auch an Ilhan Aslan. Der schoss in der vorigen Saison noch Tore für den FC Türk Sport, überwarf sich aber mit dem Verein; die Offensivkraft und Zwillingsbruder Ilker wurden freigestellt. Für eine stattliche Ablösesumme von 1000 Euro, die Croatia zu zahlen bereit war, stieg das Duo in der Winterpause der Serie 2012/13 freiwillig in die Niederungen der B-Liga ab. Am Ende stand die Meisterschaft. Im Feiern hatte der »Wandervogel«, der als Vierjähriger seine Laufbahn bei der SV Brackwede unter Anleitung von Vater Ismail begann, Erfahrung. Nach den Jugend-Stationen VfB Fichte, SV Gadderbaum und VfL Ummeln landete er beim FC Türk Sport, wo er als A-Jugendlicher und Senior drei Aufstieg in Folge feiern könnte. »Das war eine schöne Zeit.«

Quelle: http://www.westfalen-blatt.de | Donnerstag, 21. November 2013 | Jörg Manthey | Foto: Peter Unger

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